Was ist ein Symbol und wie wirkt es?


„Die Welt ist wie ein Wald voller Zeichen, die gedeutet werden wollen“

(Umberto Eco)

Wir können Menschen durch Symbole eine Sprache geben, wenn ihnen die Worte fehlen. Symbole können zum Dolmetscher werden, und sie sind Transportmittel für das, was man nicht sagen kann oder will.

Nähern wir uns dem Aspekt, welche Bedeutung Symbole in der Beratungsarbeit haben:

Ein Symbol kann aus der Erfahrung eines einzelnen Individuums viele, teils unendlich viele Bedeutungen haben und ist je nach Substanz immer mit einem, meist mit mehreren Gefühlen verbunden. Betrachtet man das Zusammenspiel von Bedeutung und Gefühl, so gibt es keine zwei identischen Bedeutungen eines Symbols.

Donald Sandner [1] bietet folgende Beschreibung an: „Ein Symbol ist jedes Ding, das als Begriffsträger dienen kann. Ein solches Ding kann ein Wort sein, eine mathematische Formel, ein Akt, eine Geste, ein Ritual, ein Traum, ein Kunstwerk, alles, was einen Begriff transportieren kann, es kann sich um einen sprachlich-rationalen, einen imaginal-intuitiven oder um einen gefühlsmäßig-evaluativen Begriff handeln. Die Hauptsache ist, dass das Symbol ihn wirksam transportiert. Der Begriff ist der Sinn des Symbols.“

Donald Sandner bezieht sich in seiner Definition auch auf die umfangreiche und wichtige Arbeit von Susanne K. Langer [2] „Philosophie auf neuen Wegen  -  Das Symbol im Denken, im Ritus und in der Kunst“

 

Der Kern der Arbeit mit Symbolen besteht darin, jemanden sich selbst erreichen zu lassen. Es geht nicht vordergründig darum, irgendetwas zu erreichen.

In der Arbeit mit Symbolen kommt immer hinzu, dass es stets im doppelten Sinne um Begreifen geht. Das ist der wesentliche und teils grundlegende Unterschied zu anderen Standpunkten.

Arbeiten mit Symbolen heißt: etwas tun. Ich bin immer das, was ich tue. Ich tue das, was ich bin.

Jeder Gegenstand eignet sich als Symbol. Über die Wahl entscheiden die Personen, die damit arbeiten und mit der Wahl verbinden sie eine Geschichte und ein oder mehrere Gefühl(e). Über diesen Weg kommen wir den Fragen und Unklarheiten näher, wir beginnen schnell zu verstehen.

Gegenstände, Dinge spielen in der Symbolarbeit auch die zentrale Rolle.

Symbole sind Stellvertreter für Situationen, in denen andere Formen der Kommunikation, wie z.B. Gestik und Mimik, nicht gelingen.

Das Interesse der Symbolarbeit ist, herauszufinden, wie die Menschen von Beginn an eigenverantwortlich agieren können und wie Prozesse, auch Lösungen und Veränderungen, beschleunigt und abgekürzt werden können. Das bezieht sich ebenso auf die Vorgänge innerhalb einer Kursmaßnahmen. TeilnehmerInnen nennen es „schnell auf den Punkt kommen“.

Wenn einem das Wasser schon bis zum Hals steht, sollte man nicht auch noch den Kopf hängen lassen.

Das geschieht tatsächlich in erstaunlicher Kürze. Und es gibt Faktoren, die verhindern, dass die TeilnehmerInnen dabei emotional überfordert sind.

Es gelingt am besten, wenn in diesen Arbeitsschritten die Fähigkeiten ebenso früh erkennbar wie erlebbar sind.

Fähigkeiten, Stärken (Ressourcen) gehören gleichberechtigt, wie auf beiden Seiten einer Waage, so dazu, wie das Verstehen des Problems und die Klarheit des Ziels.

Die Symbolarbeit fordert immer wieder ein, genau das verbindlich und ganz praktisch zu nutzen.

Alle Interventionen und kreativen Medien sind in praktischer Arbeit entstanden. Sie sind Handwerkszeug, das die TeilnehmerInnen im wörtlichen Sinne begreifen können.

Die Materialien eignen sich für alle Settings. Der Gebrauch ist altersunabhängig. Sie sind anamnestisch, diagnostisch, als therapeutische Intervention, ebenso in Supervision, Teambegleitung, Beratung, Training und Präventionsarbeit zu gebrauchen.


[1] Sandner, Donald:  „So möge mich das Böse in Scharen verlassen – Eine psychologische Studie über Navajo-Rituale“, Walter Verlag, Solothurn und Düsseldorf, 1994, S. 22

[2] Langer, Susanne K..: „Philosophie auf neuen Wegen-Das Symbol im Denken, im Ritus und in der Kunst“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984


Die Basisinfos zur Symbolarbeit stammen aus dem Working Paper von Wilfried Schneider „Grundlagen für die Arbeit mit Symbolen“  (2012). Die im Training verwendeten Materialien und Interventionen wurden von ihm entwickelt.